16. Galisteo → Aldenueva del Camino

Gesamtstrecke: 63.52 km
Gesamtanstieg: 1697 m
Gesamtzeit: 12:13:59
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Also, dass es auf dem Camino manchmal anders kommt, als man denkt, ist ja normal, aber sooo anders muss ich nun nicht öfter haben. Nachdem wir gestern die Herberge für uns allein hatten, beschlossen wir auszuschlafen und die 11 km, die wir bis Carcaboso brauchten, ganz gemütlich abzureißen ohne Stress. Also schlenderten wir gegen 9 los. Als wir den Festungsberg hinunterliefen, waren da 2 Schornsteine in einiger Entfernung, die unentwegt schwarzen dichten Rauch hinausbliesen. Der ganze Berg, so sahen wir später, war in Rauch gehüllt. Ab und an kamen so dichte Schwaden, dass das Atmen schwer war. Nichts wie weg hier dachten wir und legten einen Schritt zu. Die Landschaft wird hier an der nördlichen Grenze der Extremadura wieder merklich grüner, was wir echt genossen. Das verbrannte, ausgedörrte Gras kann man irgendwann nicht mehr sehen. In Carcaboso waren wir gegen 11:30 und die kleine Stadt ist in Stimmung. Irgendein katholisches Fest begehen die Leute hier mit Böllern, irgendwelchen Prozessionen und künstlerischem Flaggen schwenken. Ganz imposant das Ganze. Bei einem gesunden Mittagsbier fragten wir uns, was wir hier eigentlich wollen und waren uns, trotz dass noch 2 Stunden vergehen sollten, bis es aussprachen, einig, dass wir hier nicht bleiben. Ein einarmiger Spanier erzählte uns aufgeregt wie hier wegkommen, nur verstehen wir ja nichts und so beschließen wir in ein Nest namens Oliva de Placencia zu trampen. Das liegt zwar 7 km neben dem Camino, aber es soll eine Herberge geben und so haben wir 10 km gewonnen. Und da morgen eine 38 km Etappe von Carcaboso auf uns gewartet hätte, fanden wir, dass das eine gute Idee ist. Na also Daumen raus und das erste Auto hielt auch gleich. Kein Wunder, es war ein Taxi. Nicht gleich als solches zu erkennen, aber egal. 10 Euro wollte der Gute bis Placencia haben. Gekauft, wir steigen ein. Hoffentlich ist mein Trinkschlauch abgestellt, dachte ich noch so, nicht, dass dann eine Pfütze im Kofferraum ist. Irgendwann sagt der Mann, ich fahre mal ran, oder so ähnlich. Ich gucke auf die Karte aber wir sind 10 km im 90 Grad Winkel zum Camino in eine Stadt namens Placencia gefahren. Dort wollten wir aber gar nicht hin. Ich erkläre ihm das und irgendwann schnallt er, dass wir nach Oliva de Placencia wollen. Zähneknirschend fährt er uns dort hin. 18 Euro will er nun insgesamt haben. Ist auch gut. Wir haben knapp 10 km gut gemacht. Jetzt auf zur Herberge und Morgen haben wir statt 38 nur noch 28 km. Ein schöner Traum war es. Alles geschlossen in dem Nest. Jetzt ist guter Rat teuer. Wir füllen an einer Fuenta die Trinkblasen auf und beschließen in einem Anflug von Wahnsinn die restlichen 28 noch zu gehen. Wohlgemerkt, es ist inzwischen 14:30. Der erste Abschnitt führt wiedermal durch Rinderherden in Landgütern, die wohl dem Anschein nach einem gut betuchten Landwirt gehören. Nach 7 km erreicht man das Wahrzeichen der Via. Das römische Tor aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Wir schauen uns die Ausgrabungen in Ruhe an und weiter gehts. Zu unserem Unglück kam auch noch Pech dazu. Es fing an zu regnen. Aber nur kurz. Die km wollten einfach nicht weniger werden, anders als das Wasser. 11 km vor unserem heiß ersehnten Zielort war das Wasser alle. Aber die Aussicht auf ein kühles Blondes lässt dich ungeahnte Kräfte mobilisieren. 21:15 Uhr sitzen wir mit pulsierenden Adern und schweren Füssen in einer Bar und das Zischen hat man sicher weithin gehört. Danach gings zur Herberge, die aber nur noch ein Bett hatte. Und die Andere war offensichtlich zu. Auf Anraten eines anderen Pilgers rief ich dort an und wir bekamen tatsächlich noch 2 Betten. Ein harter Tag und ich schreibe die Zeilen mit letzter Kraft, die ich zum Aufhalten der Augenlieder brauche. Einer schnarcht schon neben mir und bei mir dauert es nun auch keine 15 Min mehr. Gute Nacht nach den härtesten 41 km, die ich die letzten Jahre hatte.

© schlaatz

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