04. Abla → Hueneja

Gesamtstrecke: 22.35 km
Gesamtanstieg: 1443 m
Gesamtzeit: 06:00:12
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Heute bin ich wieder ca. 6 Uhr gestartet. Nach der Unterquerung der Autobahn führt der Weg vorbei an Gärten und Plantagen, um dann wieder ins Flussbett zu münden. Nach ca. 8 km ist Fiñana erreicht. Dort gab es für mich den obligatorischen Frühstückskaffee. Entweder hat der Mann in der Bar sich viel Mühe gegeben oder er hat wirklich gut gesprochen. Ich konnte ihn gut verstehen und er mich offensichtlich auch. Ein tolles Gefühl, wenn das Spanisch lernen etwas gebracht hat. Der Kaffee tat gut und ich laufe steil den Ort hinauf und die andere Seite wieder hinab ins Flussbett. Irgendwann steht ein Mann halb nackt im Gebüsch, sein Fahrrad und ein paar Sachen daneben. Ich grüße und laufe weiter. Als sie der Weg wieder vom Flussbett entfernen sollte, um ein paar Orte zu streifen, entschloss ich mich, geradeaus weiterzugehen und so hoffentlich etwas abzukürzen. Die Karte sagte, dass das so funktionieren sollte. Plötzlich ruft es hinter mir. Der Typ mit dem Fahrrad! Wir unterhalten uns kurz und er wollte mir nur sagen, dass ich ab vom Weg bin. Ich gab zu verstehen, dass ich das weiß. Er zupft hier Feigen und Brombeeren und ernährt sich wohl davon, denn es sah so aus, als würde er nicht mehr als das Rad besitzen. Nett war er zumindest. Auf dem weiteren Weg treffe ich immer wieder auf streunende Hunde im Flussbett. Sogar ein großer Rottweiler ist dabei. Offensichtlich stelle ich aber keine Gefahr dar und sie beachten mich nicht weiter, ein kurzer Beller und das war’s. Ich hab trotzdem in den Situationen immer ein Pfefferspray in der Hand, wenn ich da vorbeilaufe. Die Abkürzung funktioniert und ich mache nach dem ersten gelben Pfeil, den ich wieder sehe, eine längere Pause. Das Wetter ist super heute, ein paar Wolken und nicht so extrem heiß. Ich freue mich schon, dass ich es in 6 km geschafft habe und es heut mal nicht so ein Marathon ist. Das Flussbett wird irgendwann aber immer steiniger und schmaler, bis kein Durchkommen mehr ist. Komplett zugewuchert und der Untergrund besteht aus 20 cm großem Geröll. Immer wieder muss ich unter Sträuchern durchkriechen oder den Hang hochkraxeln und außen herum. Das kostet extrem viel Zeit und Kraft. Ich erreiche wieder freies Gelände und überquere eine Autobahn. Danach geht der Weg durch Mandelhaine etwas auf und ab, dann quer durch eine private Finca. Ich erreiche Hueneja. Schmale, steile Gassen entlang geht es in den langgezogenen Ort und ich komme an einer kleinen Tienda vorbei. Dort kaufe ich noch Getränke ein und einen kleinen abgepackten Kuchen. Ich hab Lust auf was Süßes. Der kleine Laden ist so eng, dass ich ständig mit dem Rucksack irgendwo anstoße, dafür ernte ich komische Blicke. Draußen wollte ich ihn aber nicht stehen lassen und im Laden war kein Platz um ihn irgendwo abzustellen. Dazu kommt, dass sich noch ein paar Kunden durch die engen Gänge schieben und immer dort hin wollen, wo ich gerade stehe. Ich bin froh als ich wieder raus bin. Dann gehts den Ort hoch, die Herberge soll am Ende des Ortes sein. Dort angekommen stehe ich vor einem vergittertem Gelände mit einem 2-stöckigen Bau ohne Fenster und Türen. Offensichtlich wird hier saniert. Das kann nicht die Herberge sein und ich bin schon etwas ratlos. Bis Alquife laufe ich heute sicher nicht mehr. Es ist Mittag und es wären 4 Stunden straffen Schrittes. Unmöglich. Ich laufe wieder Richtung Ort und frage ein junges Pärchen. Die haben noch nie von einer Herberge gehört. Nun bin ich langsam etwas verzweifelt, was mache ich nun? Im Kopf male ich mir aus, wie ich bis zur Dunkelheit warte und in dieser Baustelle übernachte. Ich beschließe nochmal in den Ort zu laufen und zu sehen, ob es eine Verwaltung oder Polizeistelle gibt. Die sollten was wissen. Ich finde irgendwie die Ortsverwaltung und frage dort nach. Die machen mir auf einer Karte ein Kreuz wo die Herberge sein soll und ich bekomme zumindest meinen Stempel für heute. Auf dem Weg zum Kreuz denke ich so, … Das kennst du doch. Es zeigt auf die Baustelle. Und tatsächlich hängt am Hauseingang ein kleines Schild mit dem Logo des Camino Mozarabe. Ich verschaffe mir jetzt einfach Zugang durch den Zaun und gehe in das Haus. Baustelle, bis auf eine einzige Wohnung im 2. Stock. Da prangt wieder der obligatorische Schlüsselkasten an der Wand. Nur wie ist der Code? Ich habe bereits mehrfach versucht, die Dame von der Camino Assoziation anzurufen. Ohne Erfolg. Ich probiere herum, aber es ist aussichtslos. Ohne Code ist nichts zu machen. Dann fällt mir ein, dass ich vor 2 Tagen in Alboloduy einen Aushang abfotografiert habe mit der Telefonnummer. Ich sehe nach und es gibt tatsächlich noch 2 weitere Ansprechpartner. Paco Fuentes ist der 2. auf der Liste und er ist sofort am Telefon und sagt mir den Code. Nun bin ich glücklich. Eine kleine Wohnung. Dusche, Bett, Küche. Sonst nichts. Laut Buch war der letzte Pilger vor 2 Monaten hier. Hätte nicht geglaubt, dass hier so wenig los ist. Ich dusche und mach eine Runde Siesta. Zum Glück hab ich noch eine Tupperdose voll Nudeln mit Pamplonica von gestern. Die lasse ich mir gleich kalt schmecken. Ich hab jetzt Zeit und untersuche mal den Schlüsselkasten, das muss doch irgendwie ohne Code gehen. Fürs nächste Mal sozusagen. Erst fällt mir nichts ein das Ding zu überlisten, dann bemerke ich aber, dass der Riegelmechanismus hinter den Drehzahlen entlang geht. Und siehe da, wenn man an einer bestimmten Stelle ein Blättchen Papier zwischen die Zahlen schiebt, kann man das Teil entriegeln. Ich probiere noch ein paar mal. Super, die nächsten Schlüsselsafes können kommen. Ja nun sitze ich hier wiedermal in der Herberge, trinke ein Bier und schreibe. Vielleicht klappt es ja heute mal mit etwas zeitiger Schlafen.

© schlaatz

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