14. Alcala La Real → Alcaudete

Gesamtstrecke: 25.05 km
Gesamtanstieg: 1231 m
Gesamtzeit: 06:15:12
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Warum man den einen Tag nach dem Laufen noch die Stadt erkunden kann und den anderen Tag nicht mal mehr zum Duschen vor dem Schlafen kommt, habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Ich musste jetzt erstmal ein Schläfchen halten. Ich bin heute extrem fertig auf den Knochen. Nun bin ich etwas erholt und komme zum Schreiben. 5 Uhr klingelte der Wecker bei mir heute und 6 Uhr marschierte ich los. Der Vorteil an einer kleinen Stadt ist, dass bereits 6 Uhr die Cafés geöffnet haben. Ich nehme mir die Zeit, um noch schnell einen Cafe con Leche zu trinken. Direkt beim Verlassen des Cafés habe ich schon das erste Mal nach den Pfeilen gesucht. Ein alter Mann aus dem Café wies mir dann von der anderen Straßenseite aus mit der Hand den Weg. Das übliche Spektakel der Hunde um diese Tageszeit brauche ich nicht mehr extra zu erwähnen. Aus der Stadt heraus geht es steil bergab und dann immer seichter werdend wieder durch schöne Olivenplantagen. Immer mal winzige Orte mit fünf oder sechs Häusern am Wegrand. Es ist ein herrliches Laufen heute, die Landschaft hatte sich ja nun komplett geändert, aber ich finde es genauso schön wie zu Anfang der Wanderung. Jetzt geht es erstmal eine ganze Weile links und rechts schlängelnd zwischen den Olivenbäumen durch. Der Weg ist gut zu laufen, eine klassische Schotterpiste, wie sie überall auf diesen Wanderwegen zu finden sind. Das einzige Manko, der Weg ist nach rechts abschüssig. Nach einer Weile komme ich mir vor wie ein Hanghuhn. 4 km später wechselt die Neigung aber von rechts nach links und ich bekomme wieder zwei gleich lange Beine. Im nächsten Ort hoffe ich auf einen weiteren Frühstückskaffee und gehe instinktiv abseits vom Weg in eine kleine Seitengasse, und tatsächlich, genau dort ist eine Bar, die geöffnet ist. Das sind so die Begebenheiten auf Jakobswegen, die man sich nicht erklären kann. Im Café sitzen vier ältere Männer vor jeweils einem randvoll gefüllten Glas Schnaps. Wohlgemerkt, es ist 8 Uhr. Die Vier sitzen wohl schon eine Weile, denn alle sind schon ganz schön angeheitert. Für mich gibt es trotzdem nur einen Kaffee und nach 10 Minuten geht es weiter. Ein kleiner Hund folgt mir durch das ganze Dorf in gebührendem Abstand, ich scheine wohl das Interessanteste zu sein, was er heute so gesehen hat. Der zweite Teil der Etappe sollte heute eigentlich leicht bergauf gehen und dann kurz vor dem Zielort wieder steil hinab fallen. Es zieht sich aber unheimlich immer stetig und steiler werdend bergauf, links und rechts Oliven, daran ändert sich nichts. Meine Zehen Schmerzen und ich muss neu abkleben. Aber die ganze Zeit finde ich keinen geeigneten Platz, um mich mal zu setzen und Pause zu machen. Normal soll man das ja nicht aufschieben, aber ich habe keine Lust mich hier in den Dreck zu setzen. Das schiebe ich so eine ganze Weile vor mir her, bis es dann wirklich nicht mehr geht, ich muss raus aus den Schuhen. Extra für diesen Fall habe ich ein kleines Faltsitzkissen und eine Plastiktüte für die Füße dabei. Das hat mir bis jetzt gute Dienste geleistet, denn sonst müsste man jeden Tag die Hose waschen. Ich setze mich also an den Hang unter den Oliven, rauche eine Zigarette, lasse die Füße abtrocknen und verarzte die Zehen. Nun schlägt Murphys Gesetz zu. Nach dieser Pause kommt ein geeigneter Sitzplatz nach dem Nächsten. Eigentlich ist es zum Heulen, aber ich musste lachen. Dabei fällt mir Wittgenstein ein: „Nicht wie die Welt ist, ist das Mysterium, sondern dass sie ist“. Weiter geht’s durch einen kleinen Tunnel, indem es natürlich auch wunderbare Schattenplätze gibt. Danach wieder rechts etwas hochklettern und weiter die Olivenbäume entlang. Jetzt habe ich schon wieder einen Stein im Schuh, und es kommt wieder kein geeigneter Platz. Es ist zum Verzweifeln. Der Stein muss aber raus und so halte ich noch mal an. Die ganze Zeit geht es dabei weiter bergauf. Jedes Mal bei dem Blick nach oben, zwischen den Bäumen hindurch, bis zum Ende des Weges, lässt die Hoffnung aufkommen, dass dort die Kuppe ist und von da an wieder bergab geht. Dabei sieht man zwangsläufig immer in den Himmel über dem Weg und mir fällt auf, dass er heute richtig dunkelblau ist. Sowas habe ich lange nicht gesehen, in Deutschland ist der Himmel immer nur noch ein verwaschenes hellblau. Irgendwann kommt der Gipfel aber doch und das Höhenprofil stimmt wieder, es sind nur noch zwei Kilometer bergab in die Stadt hinein. Ich habe es heute geschafft, 11 Uhr und ich habe die 25 km hinter mir. Diesmal ist nicht die erste Bar Meine, sondern die Dritte. Hier ist ganz schön was los und die ersten Zwei sind voll. Ich gönne mir ein Wasser und ein kleines Bier und die Welt ist wieder in Ordnung. Nun muss ich nur noch mit der Unterkunft telefonieren und mir den Schlüssel geben lassen. Direkt auf der anderen Straßenseite der Unterkunft ist eine kleine Tienda. Das nutze ich sofort noch und kaufe etwas ein. Aber ich kaufe kein Essen heute, heute muss es mal etwas Warmes sein, das jemand anderes für mich kocht. Wo weiß ich noch nicht. Ach ja, fast hätte ich’s vergessen. Heute gab es Opfer. Das 2. Paar Socken hat das zeitliche gesegnet. Mögen sie in Frieden stinken. Ich habe es schon bei den Pausen heute bemerkt, dass jedes Mal woanders etwas durchguckt. Jetzt waren es noch 2 Paar. Ich hoffe, ich komme damit aus. Und dabei hab ich mir schon das Beste gekauft, was man für Geld kaufen kann, aber zaubern kann halt kein Hersteller. Zur Not gibts in Cordoba bestimmt ein Decathlon, wo ich adäquaten Ersatz bekomme.

© schlaatz

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