Gesamtanstieg: 1778 m
Gesamtzeit: 07:34:34
Eine schlaflose Nacht liegt hinter mir. Gestern war eine „Fiesta Local“ in dem Dorf. Die Leute werden erst gegen 23 Uhr wirklich wach. In der Herberge sind mehr als 35 Grad. Ich hab’s mit nassem Shirt und Ohrstöpsel versucht, keine Chance. Meinen Hüttenschlafsack hab ich nassgeschwitzt. Gegen halb 2 Uhr hab ich dann die Matratze auf die Terrasse geschafft und bin dann bei kühlem Wind doch noch eingeschlafen. 5 Uhr war aber schon wieder aufstehen angesagt. Ich muss heute zeitig los. Es stehen mehr als 30 Kilometer mit einigen Höhenmetern an. Aus dem Dorf heraus geht es wieder ins Flussbett und durch Tunnel, die sich aus Bambus gebildet haben. Das Laufen fällt sehr schwer heute. Nach ein paar Kilometern geht’s dann extrem steil 400 Höhenmeter nach oben. Beim Aufstieg geht auch gleich die Sonne mit auf. Dann laufe ich einige Kilometer entlang der Straße, um dann wieder durch Privatgelände steil nach unten ins Flussbett zu gelangen. Jetzt wird’s langsam wieder heiß. Als ich im Flussbett ankomme, stehe ich erstmal im mannshohen Gras und weiß nicht weiter. Mit langem Hals sehe ich aber links etwas Licht und siehe da, dort geht’s wieder einigermaßen zu laufen. Das hohe Gras war feucht und so hab ich unfreiwillig eine Abkühlung bekommen. Das Tal erinnert ans wilde Kurdistan oder so. Nach wiederum einigen Kilometern komme ich nach Nacimieto. Dort finden Aufräumarbeiten statt. Es war wohl auch hier ein Fest gestern. Dementsprechend ist die Bar zu. Der Ort hat gefühlt in jedem Vorgarten einen kläffenden Hund. Unglaublich, überall bellt es. Ich laufe weiter aus dem Ort raus und wieder ins Bachbett. Jetzt sind noch gut 15 km auf dem Plan bis Abla und ich überlege in Ocana in 8 km Schluss zu machen, denn es ist jetzt schon eine Qual. Die Sonne brennt und ein Schwarm Fliegen bleibt stetig um mich herum, einige schaffen es kurz in meine Nase oder Ohren. Ich denke kurz an mein Pfefferspray, diese Drecksviecher! Der Weg führt kurz durch einen winzigen Ort, der nicht mal eine Bar hat. Ich mache trotzdem kurz Pause unter einer Fußgängerbrücke und raffe mich auf Richtung Ocana. Dort setze ich mich kurz auf eine Schattenbank vor der geschlossenen Bar und lasse mich von Omis begutachten, die mich wie einen Außerirdischen ansehen. Hier gibt es eine kleine Herberge, aber da müsste ich heute hungern und ich hab einen Drang nach einer kalten Limo. Es hilf nichts, ich muss nach Abla. Nochmal 1,5 Stunden straffen Schrittes auf der Straße ohne Schatten. Inzwischen ist es Mittag und die Sonne steht hoch. Alles schmerzt und mir beschlägt die Sonnenbrille ständig innen vom Schweiß. Links sehe ich in einer Felsbucht eine verlassene Bushaltestelle, deren Dach noch intakt ist. Ich flüchte mich rein und ich denke daran, dass ich ja noch die kalte, oder inzwischen wohl wieder warme Nudelsuppe hab. Die ziehe ich mir rein und es ist köstlich. Salz ist genau was ich brauche bei 6-8 Litern Wasser am Tag. Nachdem ich wieder halbwegs abgetrocknet bin, ziehe ich die verdreckten Schuhe wieder an und wackel weiter. Es zieht sich wie ein Gummiband. Ich will ankommen und die Straße hört einfach nicht auf. Kurz geht der Weg nochmal abseits der Straße an einem alten Römer-Viadukt entlang, um dann wieder hoch zur Straße zu wechseln. Eine Ewigkeit später ist das erste Haus und eine Tankstelle zu sehen. Mit der kalten Fanta in der Hand lässt mich der Kassierer 5 min warten um seinen Plausch noch zu Ende zu führen. Ich mache sie einfach auf und ernte komische Blicke, ist mir egal, ich hab Durst. Abla ist recht groß und die Herberge ist das letzte Haus in den kleinen Gassen. So vergehen nochmal 20 min, bis ich vor der Herberge stehe. Die Hoffnung, dass hier der gleiche Türcode wie gestern funktioniert, zerschlägt sich. Ich mache den Flugmodus am Handy aus, um die Frau von der Camino Association nochmal anzurufen. In dem Moment schreibt sie mir eine Nachricht mit dem Code. Das läuft! Und wieder hab ich eine wunderbare Herberge für mich alleine. Die Wäsche ist in der Maschine und nach kurzer Prüfung sehe ich, dass jede Menge Nudeln da sind. Da brauche ich nur noch Wurst und Zwiebeln kaufen. Auf dem Weg hier her bin ich an einer kleinen Tienda vorbeigekommen, die ich nun frisch geduscht nochmal ansteuere. Du bist doch der Pilger, der heute hier angekommen ist, werde ich auf Englisch angesprochen. Es hat sich in der halben Stunde schon herumgesprochen, dass hier in dieser Jahreszeit ein Pilger angekommen ist. Die halten mich für verrückt, sagt er mir noch. Ich bekomme ein paar Äpfel, eine Zwiebel und ein bisschen Wurst. Eine 2-Literflasche Fanta geht auch noch mit. Diesen Fehler mache ich aber auch immer wieder! Eine kalte Fanta aus dem Kühlschrank ist köstlich und über den Abend wird die Flasche leer. Damit hat man aber soviel Zucker aufgenommen, dass man schlecht schläft und durch die viele Energie auch sehr schwitzt. Anschließend koche und esse ich in Ruhe. Jetzt ist alles erledigt. Den Aufwasch mache ich später und ich kann in Ruhe bei einem Bier schreiben und den nächsten Tag planen. Ich wusste, dass das hier kein Spaziergang wird, aber so hart hab ich’s mir nicht vorgestellt. Mal sehen, was die nächsten Tage bringen.
© schlaatz