Gesamtanstieg: 1211 m
Gesamtzeit: 06:39:30
Heut wird wohl ein Tag mit wenigen Fotos. Zum einen gibt’s nicht wirklich was zu sehen und zum zweiten regnet es ununterbrochen. Heute früh nahm das Unglück seinen Lauf, denn gestern hatten wir noch in der Bar ein Schild gesehen, dass ab 7 Frühstück angeboten wird. Was soll ich sagen, ich war da, nur die Wirtin nicht. Alles Finster. Also los. Dann kam 1 km weiter eine Tankstelle, wo ich frühstückte und Morgentoilette machen konnte, wunderbar! Und das war eigentlich der letzte trockene Moment. Ab da fing es schon leicht an zu nieseln. Mehr sollte es aber laut Wetterbericht gar nicht werden. Den hatte das Galizische Wetter aber wohl nicht gelesen. Es wurde immer mehr. Erst kam die Regenhaut über den Rucksack und später musste ich dann doch den Poncho herauskramen. Eigentlich mag ich das Ding gar nicht, man ist innen durch das Schwitzen genauso nass wie außen. Aber es ging nicht anders. Irgendwann zwischendurch kam noch eine Herberge mit Bar. Ich hab schwer überlegt, ob ich dort bleibe, aber das wäre nicht klug, weil dann morgen die Strecke so weit wäre. Also trank ich nur ein Pils und ließ mich zumindest eine halbe Stunde trocknen. Von meinen beiden Mitpilgern war aber immer noch nichts zu sehen. Die sind wohl etwas später los als ich. Just als ich aus der Bar gewackelt bin, ging es richtig los. Es regnet in Strömen. Es hilft nichts, weiterlaufen, genau wie das Wasser unter dem Poncho. Die größten Sorgen machte ich mir über die Schuhe. Volllederschuhe werden ewig nicht trocken ohne Hilfsmittel und ich beschließe mir ein Zimmer zu nehmen, da kann ich endlich mal schlafen und eventuell gibts einen Haartrockner. Ich bekam ein Zimmer, für schlappe 12 €. Ich dachte noch, das ist aber günstig. Das Zimmer war ok, Bett, Tisch, Bad. Als ich drin war, dachte ich noch so, hier fehlt doch was! Richtig, ein Fenster! Sachen trocknen und schlafen in einem Zimmer von 15qm ohne Fenster, und duschen wollte ich ja auch. Was soll ich sagen, Dampfsauna beschreibt es ganz gut! Einzige Möglichkeit war, die Tür offenzulassen für eine Stunde. Die mündet in einen Gang, auch ohne Fenster. Na wenigstens etwas mehr Raum zum Verteilen des Dunstes. Ich fand in einem kleinen Raum der Angestellten einen Ventilator. Den stellte ich kurzerhand ins Bad vor das Waschbecken. In das Waschbecken dann meine Schuhe. Es funktionierte, sie wurden über Nacht trocken. Gott sei Dank. In nassen Schuhen laufen brauche ich hier wie einen Kropf. Waschen lasse ich sein, wirds morgen eben etwas mehr Wäsche. Ich hab noch Socken und Shirt frisch im Rucksack und trocken geblieben ist’s auch. Zum Schlafen hab ich mir die Stöpsel zur Sicherheit trotzdem benutzt, man weis ja nie. Ich muss einfach mal durchschlafen. Nun sitze ich hier zum Frühstück, hab sehr gut geschlafen, Schuhe sind trocken und ich frisch geduscht. Fein. Direkt an der Bar sitzt ein junger Spanier, sieht aus, als wär er etwas durch den Wind. War er auch! Er lässt sein Handy auf den Steinboden fallen, bückt sich um es aufzuheben und beim Hochkommen knallt er derart von unten an die Theke, dass sein Kaffee umfällt und er eine Beule hat. Als er sich den Kopf reibt, fällt das Handy zum zweiten Mal runter und ist kaputt. Ich glaube, das wird nicht sein Tag. Meiner schon, denn heute gehts nach Santiago de Compostela!
© schlaatz