Gesamtanstieg: 829 m
Gesamtzeit: 05:11:31
Die Nacht war eher unruhig. Ich dachte ja immer ich schnarche, aber was mein Pilgerfreund hier vom Stapel ließ spottete jeder Beschreibung. Leider hat man auch keine Chance eher einzuschlafen, denn er hat die bewundernswerte Eigenschaft, das schon beim Umkippen ins Nachtlager zu schaffen. Keine Ahnung, wie das geht. Bei weit über 30 Grad im Schlafraum, den markerschütternden Schnarchgeräuschen und dem sich zur Ende neigenden Volksfest in Guillena, konnte ich dann von ca. 3 bis 5 Uhr schlafen. Dementsprechend zerknittert startete ich nach dieser sehr lauten und stickigen Nacht gegen 7 Uhr in der Früh. Die Strecke ging heute durch einen Naturpark, stetig ansteigend und mit gerölligem Weg. Das Geröll, der Schotter und völlig ausgewaschene Pfade machten das Laufen alles andere als einfach. Dafür war aber schon nach 19 km Ende. Zwischendurch stand im Naturpark mitten auf dem Weg eine Herde Stiere. Ach du Scheiße, dachte ich. Ich hatte gehörig Respekt und überlegte, wie ich mich außen vorbeischmuggeln könnte, ohne groß Aufmerksamkeit bei den Stieren zu erwecken. Keine Chance. Die Gegend lässt keinen Umweg zu und so landete ich nach einem Umwegversuch mitten in der Herde. Ich gebe zu, ich hatte richtig Angst, denn plötzlich hatte ich die ungeteilte Aufmerksamkeit von vier Stieren, die sich dann auch noch auf den Weg zu mir machten. Dabei wurde auch der Abstand zwischen den Tieren enger. Ich nahm allen Mut zusammen und lief bei einem für mich viel zu engem Sicherheitsabstand von ca. 2 Metern schließlich mit gesenktem Haupt durch die Herde. Der Pulsmeter an meinem Fitnessarmband wäre sicher kaputtgegangen bei der Aktion. Nachdem sich meine Aufregung wieder gelegt hatte, weil ich froh war alles unbeschadet überstanden zu haben, ging es unspektakulär weiter durch diese Landschaft des Parks. Später hatten wir zwar noch eine Begegnung mit einem Wachhund, der irgendwie außerhalb des Zauns gelandet ist. Da sein größtes Problem aber eher darin bestand, wieder in die Einzäunung zu gelangen, konnten wir fast unbemerkt an ihm vorbeilaufen. Nachdem gestern 43 Grad im Schatten waren, ließ es sich heute mit 38 Grad und leichtem Wind sehr gut laufen. Gut so, denn Morgen steht die erste lange Etappe ohne irgendwelche Zivilisation zwischendrin an. Unsere Herberge für heute Nacht in Castilblanco de los Arroyos ist spartanisch, dafür aber auf Spendenbasis. Bleibt also mehr für Speise und Trank. Die Brote habe ich belegt, Wasser ist aufgefüllt und etwas vorgeschlafen hab ich auch schon. So sollte der zeitige Start morgen gut zu händeln sein. Der ist auch notwendig, denn wir müssen sehr zeitig los, um der Tageshitze auszuweichen. Ich denke, 5 Uhr wird der Marschbefehl ausgegeben. Die ersten 16 km werden wir morgen auf der Straße laufen, bevor es in den Nationalpark geht.
© schlaatz