19. Funeteroble de Salvatierra → Morille

Gesamtstrecke: 31.6 km
Gesamtanstieg: 845 m
Gesamtzeit: 06:28:29
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So wunderschön die Herberge gestern war, so schlimm war die Nacht. Das Bett war mehr Hängematte als Bett und als Bauchschläfer bekommt man einen mittelschweren Rückenschaden. Das Schnarchkonzert war vom Feinsten und so bekam ich trotz Ohrstöpsel kein Auge zu. Der tiefe Infraschall überträgt sich über die Betten, den Boden, das Kissen, bis in mein Schmerzzentrum im Kopf. Als ich dann tatsächlich gegen 3 weg gepennt bin, dauerte es genau bis 3:45, als mir ein weiterer Österreicher, der da aufgekreuzt ist, direkt ins Gesicht leuchtete, als er aufs Klo ging. Ich hätte den Typen würgen können. Als der gestern ankam, schwante mir schon sowas. Alle Pilger halten Siesta, also ein Nachmittagsschläfchen, um die km in den Beinen zu verdauen. Dieser Typ ging geschlagene 20 Mal raus und kam wieder rein, um in seinem Rucksack zu kramen. Es gibt so Leute, mit denen muss man kein Wort wechseln, um sie unsympathisch zu finden. Und er war ganz sicher so einer. Ich tippe auf Beamter oder Lehrer. So ein nickelbebrilltes Beamtengesicht. Finger, an denen man sieht, dass der Mensch noch nie in seinem Leben wirklich gearbeitet hat. Aber gut. Irgendwie hab ich die Nacht überstanden und wohl nochmal eine Stunde gebutzelt bis ich geweckt wurde. Nach kostenlosem wie kargem Frühstück gings los. Geplant sind entweder 28 km oder noch 4 weiter bis Morille wenns gut läuft. Und das tat es. Die ersten km in einer absolut geräuschfreien Weidelandschaft vergingen wie im Flug bis zu einer kleinen Sitzgelegenheit, welche ich gleich für eine kurze Pause nutzte. Mein Pilgerfreund ist heute auch gut zu Fuß und verzichtet auf Pause. Ich denke aber eher, dass er mal seine Ruhe haben will. 15 Min. später wackel ich weiter. Auf der Hälfte des Wegs geht es steil 2 km bergauf über Geröll und Felsstücke bis zu ein paar Windrädern. Die Fernsicht auf die folgende Hochebene ist spektakulär und ich mache nochmals kurz Pause. Ich wundere mich etwas, da ich eigentlich sehr flott vorankomme und noch nichts von meinem Pilgerfreund sehe, der ja auch mal Pause machen muss. So steil das Gelände hoch zu ist, so muss man auch wieder runter und ich muss schon ganz schön mit den Stöcken gegen stemmen, um nicht umzuknicken. Über die Hochebene führt eine unbefahrene Straße fast kerzengerade gen Horizont. Die tippelt man entlang, bis man nach 15 km links das Dorf sieht. Die 4 km gehen auch noch denke ich, da ich wirklich flott unterwegs bin und es erst Mittag ist. Inzwischen bin ich mir fast sicher, dass die beiden nicht mehr vor mir sein können, da man ja bis zum Horizont sehen kann und gelaufen ist sowas in etwa 1,5 Stunden. So lange hab ich nicht Pause gemacht. Und siehe da, im Ort bin ich der erste Pilger, der in der Bar nach dem Schlüssel für die Unterkunft fragt. Der Schock sitzt tief, als der nächste 1 Stunde später angewackelt kommt. Der Nerv-Österreicher! Ich mache die Unterkunft madig, aber er will trotzdem dort übernachten. In Gedanken wetzte ich schon die Messer. Weitere 30 Min und ein Bier später kommt mein Pilgerfreund mit dem Österreicher daher, beide sind ziemlich fertig und wie sich herausstellt auch beide mit verlaufenen Umwegen in den Knochen. An einer Stelle dachte ich mir heute noch so, wer hier keinen Tracklog hat, trampelt bestimmt geradeaus, und so war es dann auch. Die Herberge hier ist ganz in Ordnung, aber wieder nur kaltes Wasser zum Duschen. Aber das ist jammern auf hohem Niveau. Sonst alles gut.

© schlaatz

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