05. Hueneja → Alquife

Gesamtstrecke: 19.11 km
Gesamtanstieg: 935 m
Gesamtzeit: 04:46:59
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Gestern dachte ich noch so … „Morgen lässt du dir mehr Zeit, mehr Pausen, einfach etwas ruhiger“. Man merkt richtig, wie die Hitze die Kraft raubt. Die Reserven, die man von zu Hause mitgebracht hat, gehen langsam zur Neige. Es wird Zeit, dass sich wieder diese Camino-Fitness einstellt, die meist so nach 10 Tagen begonnen hat. Der Körper braucht eine Weile um wieder in die Gänge zu kommen, vor allem wenn man keine 30 mehr ist. Ja, man merkt langsam, dass man älter wird. Aber ich will nicht klagen, bis auf eine Zerrung, die ich mir schon am 2. Tag hier eingefangen habe, geht’s ganz gut. Heute in der Farmacia gabs neue Diclofenac 75. Damit geht’s. Nun will ich aber was zum heutigen Tag sagen. Heute bin ich recht spät gestartet. Erst um 7 Uhr habe ich die Tür hinter mir zugezogen. Aus Hueneja heraus ging es sofort mit einem straffen Anstieg los. Kurz nach Ortsausgang sieht man links und rechts Hundekäfige, in denen große Tiere eingesperrt sind. Die armen Hunde können dort nur im Kreis rennen und haben keinerlei Schatten. Warum macht man sowas und wofür? Es war natürlich ein Heidenspektakel, als ich dort vorbeilief. Danach schlängelt sich der Weg malerisch weiter durch Mandelhaine. Es war ein wunderbares Laufen heute. Ich kam schnell voran, die Wege waren gut beschaffen. Das erste Dorf heißt „Dollar“. Sieht jedenfalls nicht so aus, als ob man dort viel davon hat, allerdings gab es eine offene Bar, in der ich meinen Frühstückskaffee bekam. Und wieder ging es auf die Mandelhaine zurück, nun habe ich mich das erste Mal verlaufen auf diesem Camino. Habe ich doch tatsächlich übersehen, dass 10 m nach einem Abzweig noch ein Weg mündete, den ich hätte nehmen sollen. Ich bemerkte es jedoch schnell und so waren es nur ein paar 100 m die ich umsonst gelaufen bin. Über dem nächsten Dorf thront eine riesige Burg auf einem Hügel, die wie platziert scheint und größenmäßig so gar nicht zu dem Dorf passt. Ich habe die Geschichte gehört wie diese Burg entstanden ist aber ist schon wieder vergessen. Die letzten 10 km sollte ich in einem großen Bogen zum Zielort laufen, aber ich entschied mich dafür, die gerade Strecke auf der Straße zu nehmen. Zum einen war es schon wieder recht spät und die Hitze drückt schon wieder, zum anderen muss ich noch mal in die Apotheke und die liegt an der Straße. Wieder mal ernte ich eigenartige Blicke, als ich in dieses Dorf einmarschiere, aber daran gewöhnt man sich langsam. Bis zur Herberge sind es nur noch 800 m und ich drücke mich und meinen Rucksack den steilen Berg bis zur Herberge nach oben. Dort angekommen ist die Herberge bereits halbvoll, allerdings nicht mit Pilgern, sondern mit Gastarbeitern aus Marokko. Ich habe nichts gegen die Leute, aber das tue ich mir heute nicht an. Ich habe von anderen Pilgern gehört, deren Berichte ich gelesen habe, dass es in der Gegend noch ein kleines Hostel geben soll, welches von zwei Niederländern geführt wird. Da ich eh wieder mal das Bedürfnis habe, mit einem Menschen Deutsch zu sprechen, entschließe ich mich die 2 km noch dranzuhängen und gehe zu denen. Ich weiß, dass fast alle Niederländer auch Deutsch können und so rufe ich dort an, es ist noch ein kleines Zimmer frei und so mache ich mich auf den Weg. Dort angekommen halten wir einen kleinen Plausch, natürlich auf Deutsch, wie ich es geahnt habe. Er gibt noch eine Dose Bier aus und zeigt mir dann das Zimmer. Nach dem Duschen stapfe ich nochmal ins Dorf runter zum Einkaufen. Ich hab nichts mehr zu trinken und zu essen. Eine volle Tüte für 8 euro. Das ist ok. Als ich wieder oben bin, könnte ich schon wieder duschen. Draußen wird es stürmisch und dunkel. Regen fällt keiner, aber ein heißer Föhn weht … Dann eben Wäsche waschen. Es gestaltet sich in dem winzigen Waschbecken etwas schwierig. Nach einer Stunde ist die Wäsche staubtrocken, riecht aber wie vorher. Na ja, klar, wenn man den ganzen Tag in ein Shirt schwitzt, kann man das nicht in einem Waschbecken für Liliputaner mit einem Fassungsvermögen von einem halben Liter und mit ein paar Spritzer Duschgel sauber bekommen. Ich muss wohl die nächsten Tage eine Waschmaschine finden. Zum verspäteten Mittag gabs eine Dose Linsen mit gebratener Chorizo. Das war eine der leckersten Konserven, die ich je gegessen hab. Man musste nicht mal nachwürzen. Ja, nun sitze ich und warte den Tag ab. Ein bisschen Spanisch lernen und ein bisschen Musik. Die Tage sind hier schnell vorbei. Die nächsten 3 Tage sollen es 45 Grad heiß werden. Vorher hab ich mir gesagt, dass ich bei über 40 nicht mehr laufe. Ich werde morgen wohl zum ersten Mal in meinem Leben, seit ich pilgern gehe, eine Camino Etappe mit dem Auto überspringen und 2 Tage in Guadix bleiben. Das ist wohl vernünftig. Wie ich da hinkomme, weiß ich noch nicht. Ich werde den Holländer heut Abend mal fragen, ob er mich fährt. Ach, was mir noch einfällt … Ich bin heute an einer Statue von Clint Eastwood vorbeigekommen. Es wurden doch tatsächlich die meisten Spaghetti Western hier gedreht. Henry Fonda war auch mit von der Partie.

© schlaatz

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