Gesamtanstieg: 1529 m
Gesamtzeit: 05:54:18
Heute stand nun eine Bergetappe auf dem Plan. Wie viel Zeit und Wasser ich brauchen werde, konnte ich nicht wirklich abschätzen und so nahm ich von beidem zu viel mit. Aus Guadix heraus läuft man erst eine breite Hauptstraße entlang, die völlig überdimensioniert scheint für die kleine Stadt und später durch die gewohnt engen Gassen der Vorstadt. Weiter geht’s an immer kleiner werdenden Häusern, bis man vorbei an Gärten in einem sandigen Bachbett die Stadt ganz hinter sich lässt. Jetzt folgt auf den Schlag ein ganz anderes Bild. Man findet sich zwischen bizarren roten Sandsteinfelsen, in die viele Wohn und Stallhöhlen geschlagen wurden. Dann folgt ein Pinienwald, der zwischen den Bäumen keinerlei Vegetation hat und wie gekehrt aussieht. Ab und an am Weg hat irgendein Schwein seinen Unrat abgekippt. Das ist eine ganz schlimme Sitte hier. Plötzlich durchquert man eine Klamm, nur ein paar Meter breit schlängelnd durch die Felsen. Das erinnert an eine Filmkulisse. Die Felsen haben teils in beträchtlicher Höhe wieder eingeschlagene Höhlen oder sind die etwa natürlich entstanden? Ich weiß es nicht. Und so von jetzt auf gleich tritt man aus der Klamm heraus und ist im nächsten Dorf. Das lasse ich jedoch schnell und ohne Pause hinter mir, denn ich weiß, dass noch einiges an Höhenmetern kommt und ich will die Kühle des Morgens voll nutzen. Im nächsten Dorf kann man noch echte Höhlenmenschen bestaunen, tatsächlich wohnt man hier teils noch in diesen Felswohnungen und baut sogar neue. Der Grund ist ein Einfacher, … In den Höhlen sind es rund ums Jahr konstant 20 Grad. Das spart Heizung und Klimaanlage. Dazu kommt, gib es Nachwuchs oder die Schwiegereltern kündigen sich für länger an, dann kann man einfach ein neues Zimmer heraushauen, man muss nur sehen nicht beim Nachbarn zu landen. Auf einer Anhöhe gibt es dann so eine Art Raststätte für Pilger. Eine Statue von Jakobus, eine Fuenta, die leider abgestellt ist und jede Menge Schattenplätze zum Verweilen. Nicht fehlen darf das große Schild mit dem Verweis auf das Sponsoring der EU. Einen Pinienwald später folgt der 3. Ort. Hier muss es nun ein Kaffee sein, nicht fehlen dürfen die Blicke, die Bände sprechen. ‚Was hat der Typ für Probleme, um sich das im August anzutun?‘ Ich bekomme zum Kaffee noch den Hinweis, dass heute Abend hier Stierkampf ist. Ich lehne kopfschüttelnd und oberflächlich dankend ab. Der gesamte weitere Weg durch das Dorf befindet sich gerade in der Vorbereitung, die Tiere durch die Straßen zu treiben und sie dann in der Arena bestialisch zu töten. Gitter werden aufgestellt und Einfahrten mit Baumstämmen gesichert. Warum und wieso man sich an einem so unmenschlichem Akt erfreuen kann, bleibt mir ewig ein Rätsel. Dabei halten sich die Spanier in dieser Gegend für besonders katholisch. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieser Ort fast nur aus alten Franco Anhängern besteht, die in der Bar abends zum Gruße noch den rechten Arm heben. Ich sehe zu, dass ich hier schnell durch komme. Jetzt finde ich mich nach einem heftigen Anstieg wiedermal in einem Flussbett wieder, welches ewig und noch länger, leicht bergauf immer geradeaus verläuft. Man merkt auch, weil langsam die Hitze wieder einsetzt, dass der Körper ohne Zutun und automatisch jeweils links und rechts die kleinen Fitzelchen Schatten von den Büschen ansteuert. Der Untergrund ist sandig mit Steinen, also kommt man nicht wirklich schnell voran. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt es dann doch wieder etwas Abwechslung, nämlich auf die Straße, welche sich komplett ohne Verkehr erst hoch dann runter und dann immer steiler werdend wieder hoch um den Berg schraubt. Hier gibt es nun gar keinen Schatten mehr und ich behalte unter großen Anstrengungen mein Berg-Ab Tempo bei. Nach 1,5 Stunden straffen Berg-hoch Schrittes sieht man ganz plötzlich La Peza, mein Tagesziel, unten im Tal liegen. Da es jedoch hinter dem Berg steil heruntergeht, ist jetzt auch Schatten vorhanden und ich nutze ihn trotz des schon sichtbaren Ziels nochmal ausgiebig. Steil, an einem kleinen Friedhof vorbei, geht es ins Dorf hinunter. Eine kleine Tienda ist offen. Ich nutze das sofort und kaufe nochmal richtig ein. Es ist Samstag und da bleiben die meist ab 14 Uhr zu. Morgen kann man nichts kaufen, also was man hat, … Die Herberge ist dann gleich um die Ecke. Eine riesige Herberge, nur für mich allein. Der Schlüssel ist wieder im Türsafe, für den ich den Code dieses Mal bereits habe. Duschen, Essen, Siesta, … Halt, zwischendurch noch Wäsche waschen. Ein feiner Tag, landschaftlich eine der schönsten Etappen bis jetzt. Die Berge gingen erstaunlich gut zu laufen, das kann aber auch an den gut 3 Dutzend Hunden gelegen haben, die heute wieder fälschlicherweise meinen schwitzenden Kadaver als ihr Frühstück ansahen. Aber ich bin sehr zufrieden, ein toller Wandertag.
© schlaatz