09. La Peza → Quentar

Gesamtstrecke: 28.37 km
Gesamtanstieg: 1599 m
Gesamtzeit: 06:18:31
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Irgendwie passe ich es immer ab, Orte zu erwischen, wo gerade irgendwelche Festlichkeiten sind. Das hieß für mich wieder eine schlaflose Nacht. 1:30 Uhr bin ich dann eingeschlafen und 4 Uhr klingelte der Wecker. Ich wollte wegen der langen Etappe schon 5 Uhr los. Aber ich bekam die Augen gar nicht auf und so tauschte ich noch eine Stunde Schlaf gegen eine Stunde Hitze. Also pünktlich 6 Uhr los. Ein Brötchen und paar Tomaten hatte ich noch. Wasser hab ich heute 4 Liter dabei. Das stellte sich übrigens dann später noch eine weise Entscheidung heraus. Aus La Peza heraus geht es sofort eine knackige Steigung hoch. Die sich später etwas entschärfte, aber immer noch als steil bezeichnet werden kann. Hinein in die menschenleere Sierra Nevada. Mit Kopflampe kann man sich die ersten 2 Stunden damit beschäftigen, die Abstände der reflektieren Augenpaare den passenden Tieren zuzuordnen. Da waren Steinböcke, Marder, Füchse, ein Stier und verschiedene Vogel und Fledermausarten. Es war wie im Zoo. Ich machte dann einfach laut Musik an, da wurden es weniger Augenpaare im Lichtkegel. Heute erreiche ich pünktlich zum Sonnenaufgang die mit 1400 m höchste Stelle des Camino Mozarabe. Die Ausblicke und die Landschaft sind hier zum Luftsprünge machen schön, wär da nicht der Rucksack. Aber die ständige Kraxelei bergauf zehrt schon ganz schön an der Kraft. Die ersten 13 km läuft man nur bergauf. Von 600 auf 1400 m. Dann wieder 400 m herunter, um dann wieder ganz nach oben zu gehen. Die letzten 6 km gehen sehr steinig und steil bergab bis nach Quentar. Die Füße brennen, kein schönes Laufen so steil herunter. Unterwegs war heute von allerbestem Untergrund über Bachbett bis Geröll alles dabei. Zwischendurch gab’s etwas Schatten durch einen Pinienwald, wo ich auch gleich Essenspause und ins Gebüsch machte. Immer wieder lief ich mit lauter Musik, 1 Lied ca. 400 m. Da kann man gut mitzählen. Trotz der Pause und der Höhenmeter konnte ich 5-6 km/h halten, da bin ich langsam wieder zufrieden damit. Andere meinten doch tatsächlich, dass ich alt werde. Da heute auf der gesamten Strecke durch das Fehlen von Zivilisation auch kein Handynetz verfügbar war, konnte ich mich erst beim Abstieg ins Dorf um einen Schlafplatz kümmern. Auf 2 km Laufweg hab ich aber eine Unterkunft samt Pool gefunden, gebucht, bezahlt und bestätigt bekommen. Ein Hoch auf die moderne Technik. Die Etappe heute hat einen Platz in der ‚Hall of Fame‘ meiner Wege verdient. Zwar wurde die äußere Hülle meiner unteren Extremitäten etwas in Mitleidenschaft gezogen, aber es ist alles noch in halbwegs normalen Farbtönen dran. Morgen ist alles wieder durchblutet und dann reite ich nach Granada ein. Die Unterkunft heute ist der Hit. Alles so kleinteilig, pittoresk und selbst gebaut. Ich wohne in einem besseren Gartenhaus mit Klimaanlage und Pool. Man kann schlechter unterkommen. Jetzt bin ich am überlegen, ob ich meinen dicken Hintern nochmal die 800 m bis zur Bar schleppe oder einfach mal früh schlafen gehe. Aber ich glaube, die Antwort weiß ich und Ihr auch. Also wo waren gleich die Schuhe?

© schlaatz

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