12. Pinos Puente → Moclin

Gesamtstrecke: 15.14 km
Gesamtanstieg: 1050 m
Gesamtzeit: 04:55:26
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Die Verwirrung um die Wegmarkierung nimmt seinen Lauf. Heute hatte ich sogar 3 Möglichkeiten für den Weg. Den GPX Track, die Pfeile auf der Straße und die an den Kacheln der Häuser. Ich nahm die Straßenpfeile, aus dem einfachen Grund, da diese auch außerhalb der Ortschaften vorhanden sein werden. Und es war richtig. Wie ich erfuhr, haben sich hier überall entlang des Weges Gitano’s niedergelassen. Das ist kein abwertender Begriff, sondern so nennt man Zigeuner hier ganz offiziell. Der Begriff kommt vom englischen ‚Gypsys‘, und dieser wiederum deutet darauf hin, dass sie ursprünglich aus Ägypten kommen. Da es immer wieder zu Konflikten mit Pilgern kam, hat man sich entschlossen den Camino umzuleiten, um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen. Wie ich hörte, ist es sogar zu Raubdelikten gegenüber Pilgern gekommen. Der Weg folgt nun anders als vorher erstmal 6 km der Straße. Dann geht’s hoch und runter durch Olivenhaine, die werde ich jetzt öfter haben. Die ganze Gegend ist die größte Olivenplantage Europas. Später kommt man in den namensgebenden Ort ‚Los Olivares‘. Da jetzt die relativ flache Strecke erledigt ist und ich den ‚BERG‘ vor mir habe, kommt eine Stärkung nochmal gut. Es gibt Kaffee, Wasser und ein leckeres Tostado mit Thunfisch und Käse. Ich schaffe es nicht ganz, es ist einfach zu groß. Das ganze Frühstück kostet mich 2,80 €. Das ist schon fast gestohlen als bezahlt. Jetzt gehts in die Steigung, die Räder, ähm Füße, drehen durch. Kein Grip mehr, so steil geht es hoch. Nach 1 Stunde knacken die Ohren wie im Flugzeug. Ich belüge mich selbst, in dem ich immer wieder ‚für Fotos‘ haltmache. Aber warten bringt nichts, der Berg kam noch nie zum Propheten. Zähne und Füße zusammenbeißen und Schritt für Schritt weiter. Mein Shirt ist inzwischen so nass, dass es unten tropft. Zum Glück hab ich vorhin am Brunnen nochmal 3 Liter nachgefüllt. Ich muss vor 11 oben sein, sonst hab ich neben dem Berg noch die Sonne als Gegner. Ich mache noch 1 oder 2 Fotostops und die Burg von Moclin ist schon sichtbar. Eine letzte heftige Steigung an den ersten Häusern vorbei und ich stehe vor der Bar des Ortes. ‚Un Terzio y un Aqua con Gas, por favor‘ bekomme ich gerade noch über die klebenden Lippen. 30 Min. später ist der Rücken abgetrocknet, das Bier auch und mir geht’s, als wär ich nicht gelaufen. Wie der Körper sich an das Laufen gewöhnt und regeneriert in kurzer Zeit ist enorm. Just mit dem letzten Schluck bekomme ich die Nachricht, dass meine Unterkunft fertig ist. Das ist mal Timing. Ein wunderbares Apartment hab ich heute für mich. Eine Flasche Wein und Essen steht auch bereit. Sie wäscht meine Sachen und ich muss nur noch duschen. Perfekt, gut, es kostet heut auch etwas mehr, aber eine Herberge gibt es hier keine und, … was solls, hab’s mir verdient denke ich. Man arbeitet auch rund ums Jahr und morgen könnte ich tot umfallen, da nützt mir die Kohle auch nichts. Ich kredenze mir gleich noch ein Baguette und ein Glas Wein. Dann wär eigentlich Zeit für eine kleine Siesta. Ach, warum gehts mir nur so gut?, würde mein Vater jetzt sagen.

© schlaatz

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