Gesamtanstieg: 1103 m
Gesamtzeit: 05:47:31
Meine Klamotten sind rechtzeitig über Nacht trocken geworden und geschlafen habe ich auch ganz passabel. 5 Uhr wie immer klingelt der Wecker und ich hatte genug Zeit noch mal zu duschen und dann langsam zum Kaffee in das Restaurant zu gehen. Um diese Zeit ist schon ganz schön was los, das ist völlig anders als in Deutschland. Jeder, der auf die Arbeit geht, hält früh noch mal in irgendeiner Bar an und trinkt einen Kaffee oder einen Schnaps. Gegen 6:30 Uhr bin ich dann los gewackelt. Eine Stunde im Dunklen muss heute reichen. Auf den Feldern ist trotzdem schon Betrieb, jede Menge Landmaschinen und irgendwelche Leute, die mit Geländewagen durch die Olivenbäume fahren und irgendwas kontrollieren. Bis um 9 Uhr war die Strecke wieder wunderschön. Es geht ein bisschen Berg hoch, ein bisschen Berg runter und es ist ein ganz angenehmes Laufen zwischen den Bäumen. Es ist heute noch mal eine ganz schöne Strecke bis Cordoba. Das Handy sagt so ca. 28 bis 30 km. Ab ca. 9:30 Uhr, wenn die Sonne langsam hochgeht, laufe ich nur noch über abgeerntete Felder. Das heißt, überhaupt kein Schatten mehr, nur noch freie Fläche. Ab 10 Uhr wird es langsam wieder unerträglich, ich laufe und laufe und an der Landschaft ändert sich gar nichts. Ein Blick auf das Handy sagt mir, dass noch 18 km abzureißen sind. Langsam bekomme ich Angst vor der Strecke. Ich mache noch eine kleine Pause, da ich wieder zu schnell losgelaufen bin, und nach 10 Minuten geht es weiter. Irgendwann ist dann Cordoba im Tal sichtbar, aber es sind noch gut zwei Stunden bis dahin. Die Strecke zieht sich ewig, die Sonne brennt und ich kann trinken so viel ich will, es hilft nichts. Man hat den Eindruck, man läuft vor Cordoba links und rechts im Zickzack und kommt einfach nicht näher. Irgendwie hoffe ich insgeheim, dass irgendein Auto kommt, anhält und fragt, ob ich mit will. Aber das bleibt bei der Hoffnung. Alles ist schon wieder klitschnass an mir und ich weiß nicht mehr wie ich vor Hitze tun soll. Der Kilometerstand am Wegrand sagt mir nun noch 8 km. Es ist unglaublich, 8 km bedeutet fast anderthalb Stunden. Ich muss noch mal anhalten, obwohl ich nicht weiß, wo ich mich hinsetzen soll, da mir langsam schon schwindelig wird. Langsam, ganz langsam kommt Cordoba näher. Es zieht sich wie ein Gummiband, irgendwann, gefühlte Stunden später erreiche ich den Schatten des ersten Hauses von Cordoba. Es ist eine Wohltat, was so ein bisschen Schatten ausmacht. Ich bin in Cordoba, und ein Blick auf Google Maps verrät mir, dass das Hotel noch 3 km entfernt ist. Jetzt will ich nicht mehr, ich setze mich in die nächste Bar und trinke erstmal ein kaltes Bier und eine Limo. Wenn ich meinen Zustand heute mit „Kastenfertig“ beschreibe, ist das irgendwie wie die kleine zierliche Schwester von dem, was ich wirklich meine. Nein, die Tour heute hat mir meine Entscheidung bestätigt hier in Cordoba fürs Erste mit dem Camino Mozarabe Schluss zu machen. Bei den Temperaturen ist es unmöglich weiterzugehen und 40 km bis mittags abzureißen. Herbergen gibt es auch keine vernünftigen mehr hinter Cordoba und so verschiebe ich das auf einen späteren Zeitpunkt und vielleicht eine andere Jahreszeit. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber sie ist richtig, das weiß ich. Heute bin ich eine Nacht im Hotel in Cordoba und ab morgen habe ich hier für sieben Tage eine Ferienwohnung genommen. Es war ein bisschen Glück hier etwas Passendes zu finden, denn ich brauche einiges. Die Wohnung muss eine Waschmaschine haben, einen Herd, und eine Klimaanlage, so leid mir das für die Umwelt tut. Ohne ist es hier einfach nicht zu ertragen. Als ich heute in Cordoba eingelaufen bin, hatte es bereits 44 Grad.
© schlaatz