02. Santa Fe de Mondujar → Alboloduy

Gesamtstrecke: 16.06 km
Gesamtanstieg: 969 m
Gesamtzeit: 06:00:02
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Gestern sagte mir die freundliche junge Herbergsmutter, dass die Bar morgens ca. 7 Uhr öffnet. Die Zeiten in Spanien kenne ich und so wartete ich nur bis 7:15 Uhr und ging dann los. ‚Ca. 7 Uhr‘ kann hier auch gerne mal 8:30 Uhr bedeuten. Dann gibt’s den Kaffee eben später. Es geht heute gleich mit einem sehr steilen Anstieg los. Vorher verlässt man Santa Fe an der imposanten stählernen Eisenbahnbrücke, die vom Erbauer des Eiffelturmes gebaut worden sein soll. Ob ich das glauben kann? Das ist wohl mehr Legende als Tatsache. Nach dem Gipfel gehts dann halsbrecherisch steilst bergab, um dann wieder bis 9:20 Uhr steil bergauf zu gehen. Also ein wunderbares hoch und runter. Ich genieße von einer Anhöhe aus die letzte Fernsicht dieser Pilgerfahrt aufs Mittelmeer und steige dann wieder extrem steil bergab bis Alhabia. Es herrscht Totenstille in dem Ort bis zur Plaza. Dort ist dann plötzlich lautes Geschrei von ca. 50 Fahrradfahrern. Rennradfahren ist hier ein Volkssport und alle treffen sich dann nach einer kleinen Tour in der Bar, um die Kalorien wieder aufzufüllen. Ich bekomme meinen Kaffee und die Welt ist in Ordnung. Hier bleibe ich etwas sitzen und beobachte das Treiben. Essen wollte ich eigentlich noch nichts, aber die Tostados hier sehen so gut aus, dass ich den Fahrrad-Pulk hier etwas abwarte und mir doch noch so ein gewaltiges Teil bestelle. Und es war die richtige Entscheidung! Das Ding war superlecker. Mit Thunfisch und Käse überbacken, sogar die Kapern, die da drauf gehören, waren dabei. Ein Fest für den Gaumen. Während ich so esse, fällt mir auf, dass die Radfahrer neben mir wie frisch geduscht riechen. Also, wenn ich Berge mit dem Rad hochfahren würde, wäre das anders. Ich muss weiter, wenn nur das Aufstehen nach einer Pause nicht immer so schwer wäre. Langsam wird es heiß und der Weg geht immer entlang des ausgetrockneten Flussbettes. Irgendwann kommt ein kleines Dorf, Santa Cruz de Marchena. Ich gönne mir eine kalte Fanta in der kleinen Bar an der Hauptstraße. Ohne die 2 riesigen Ventilatoren wäre es hier drin unerträglich gewesen. Hier im Ort gibt es auch eine kleine Herberge, aber mir nützt eine Übernachtung hier wenig, ich hätte dann morgen eine noch längere Etappe zu gehen und so laufe ich dann doch weiter. Der Weg am Flussbett wird bald unerträglich, es gibt keinerlei Schatten und die Sonne brennt erbarmungslos. Für diesen Abschnitt ist es die falsche Tageszeit. Hier am Flussufer gibt es auf der gesamten Strecke eine Mauer, die hier entlang führt, das nützt mir aber nichts, wenn die Sonne fast im Zenit steht. Alboloduy erreiche ich kurz nach Mittag. Erste Nachfragen bei Anwohnern ergab, dass es in dem Ort keine Herberge gibt und noch nie gab. Ich erkundige mich nach anderen Unterkünften. Es soll wohl eine private Unterkunft nahe der Bar geben. Ich lasse mir die Richtung zeigen und laufe straffen Schrittes los, denn ich brauche dringend eine Dusche und eine Toilette. Ich finde die eigentliche Herberge auf dem Weg zur Bar durch Zufall beim Vorbeilaufen. Es gibt also doch eine Herberge! Ein unscheinbarer Eingang in einem Doppelhaus. Verraten hat die Herberge nur der Schlüsseltresor und das angeheftete Blatt mit der Anleitung. Die Herberge ist zu und ich gehe in die Bar, um wenigstens erstmal etwas Kaltes zu trinken. Die unfreundliche Bardame sagt mir nur, dass ich mal bei der Herberge anrufen soll. Daraufhin erreiche ich nur den AB mit unverständlichem Spanisch. Irgendwann ruft dann aber eine Frau zurück und halb spanisch, halb englisch mache ich Ihr klar, dass ich dort stehe und einen Platz zum Schlafen brauche. Sie gibt mir den Code für den Schlüsseltresor und ich habe wieder eine Herberge für mich alleine. Die Schränke sind voller Essen und so gibt’s gleich eine Linsensuppe und abends nochmal Nudeln. Kaffee und Kekse sind auch da. Sogar eine Waschmaschine kann ich hier nutzen und tue das auch gleich. Den restlichen Tag betreibe ich Körperpflege und mache mich über die nächste Strecke schlau. Morgen steht die doppelte Entfernung wie heute auf dem Plan, aber ich muss dort hin, weil es dort einen Supermarkt und die nächste Unterkunft gibt. Am WE ist ja auch hier in Spanien alles geschlossen, und so kann ich mich dann morgen hoffentlich wieder mit ein paar Sachen versorgen. Ich sehe zu, dass ich schon gegen 5 Uhr starte, in der Hoffnung, auf nicht allzu viele Hunde zu treffen. Die nerven hier gewaltig, überall bellt es Dich an, im besten Falle. Ich muss heute irgendwie zeitig in den Schlaf kommen, obwohl ich noch nicht müde bin. Aber der Tag steckt mir ganz schön in den Knochen, wird schon werden.

© schlaatz

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