Vorab erstmal der Hinweis, dass wohl auf den Fotos von meinem Pilgerfreund Valentin ein falsches Datum abgedruckt ist. Seine Kamera lebt offensichtlich noch im Jahr 2019. 🙂 Wir kennen uns von der Via de la Plata und ich wurde eingeladen den Mariazellerweg mit ihm zu laufen. Ich bin für so etwas immer zu haben und bin kurzerhand wiedermal mit dem Flixbus nach Österreich aufgebrochen. Übrigens, wer immer über die Deutsche Bahn und deren Pünktlichkeit schimpft, ist noch nicht Flixbus gefahren. Es ist sehr, sehr selten, dass da mal etwas zumindest in der Nähe von „pünktlich“ ist, aber das nur am Rande.
Wir starten vor Ort bei 20° mit dem Auto, um den Startpunkt auf der Sommeralm anzufahren. Dort angekommen ist stürmischer Wind bei ganzen 7°. An der Stelle hab ich das erste Mal das Gefühl, dass ich etwas unterschätzt habe, worauf ich mich hier eingelassen habe. Nachdem aber alle verfügbaren Kleidungsschichten im Zwiebelprinzip angelegt waren und der Buff als Mütze fungiert, ist es angenehm auszuhalten und wir kommen ganz gut voran, teils mit straffem Schritt, um uns warmzuhalten. Wie das so ist, muss man gelegentlich auf einer Alm mit Kühen rechnen. Wo ich die so mag! Ich kann mir nicht helfen, seit dem tödlichen Alm Unfall bin ich da extrem sensibilisiert und gehe Kühen, vor allem mit Kälbern besser aus dem Weg. Aber manchmal gehts nicht anders als quasi über sie hinweg zu steigen, da sie auf den einzigen waagerechten Stellen liegen um wiederzukäuen, und das sind nun mal die Wege. Der Weg ist gut machbar, bis auf wenige Stellen auch durchweg mit rot-weiß-rot markiert. Zusätzlich hab ich noch von einer Website eine gpx Datei, so kann man sich dann gar nicht mehr verlaufen. Der gpx Track sollte uns nochmal sehr hilfreich sein. Zum Essen kehren wir beim Wirt ein und nach einem deftigen Essen und einem guten Bier werden wir vom Wirt und seinem Akkordeon „raus gespielt“. Eine witzige Geschichte, die mein Gemüt aufhellt und tatsächlich die ersten Meter nach dem Sitzen wieder mit etwas mehr Elan starten lässt. Der restliche Tag verläuft sehr unspektakulär und so kommen wir gegen 18:30 Uhr am Zielpunkt an und fangen sofort mit dem Aufbau der Zelte an. Die stehen auch sehr schnell und wir kümmern uns um das Abendessen. Es wird jetzt schon sehr kühl, als die Sonne untergeht, sind es nur noch 5°. Wir verlegen deswegen das Essen und den Wein in die kleine, zum Glück offene, Kapelle neben unseren Zelten. Warum wir uns nicht einfach da rein gelegt haben, verstehe ich im Nachhinein nicht. Die Strecke liegt uns ganz schön in den Knochen und wir machen, wenn ich mich richtig erinnere, gegen 19:30 Feierabend und beziehen die Schlafsäcke. Die Nacht ist kühl, die Kuhglocken laut, aber am Ende ist sie doch länger, als wir geglaubt haben. Der Aufstieg und die Anstrengung hat uns doch ganze 9,5 Stunden schlafen lassen. Ich muss sagen trotzdem ich ab und an wach war, wegen der Kuhglocken, bin ich doch recht gut ausgeschlafen und habe zu meinem Erstaunen nicht die Spur von Muskelkater. Ein kleines Frühstück und ein heißer Kaffee in der Kapelle und der Tag kann losgehen. Ja, ich Depp habe sogar einen Kocher mitgeschleppt. Das viele Gepäck habe ich noch sehr bereut.
© schlaatz